Roland Gätzschmann

 
2018.01.10_Roland-Gaetzschmann-17.web.jpg

Roland Gätzschmann
ohne Titel (SW 12)
2017 
Wachs, Pigment, MDF / wax, pigment, MDF
153 x 204 cm / 60 1/4 x 80 1/4 inches
Photo: Mareike Tocha

 
_DSF9353 1-1.jpg
 

Roland Gätzschmann
algorithm object 1
2015 
Gips, Acrylfarbe, Sperrholz / plaster, acrylic paint, plywood
48 x 26 x 34 cm / 19 x 10 1/4 x 13 12 inches

 
fsdsd

Roland Gätzschmann
ohne Titel 
2002
Wachs, Pigment, MDF / wax, pigment, MDF
ca. 255 x 362 cm / 100 1/2 x 142 1/2 inches
Foto: DoHyun Kim

 
 
_2257287-1.jpg

Installation view
Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
Kunsthalle Düsseldorf
2012
links: ohne Titel (SW6), 2010, Wachs, Pigment, MDF, 204 x 306 cm /
wax, pigment, MDF / 80 1/4 x 120 1/2 inches
rechts: ohne Titel (SW7), 2010, Wachs, Pigment, MDF, 204 x 306 cm /
wax, pigment, MDF / 80 1/4 x 120 1/2 inches
Mitte: Summetria (2), 2011, Sperrholz, Farbe, ca.55 x 55 x 55 cm / plywood, paint /
21 3/4 x 21 3/4 x 21 3/4 inches

 
schwarzweiss3varkorr_2006-1.jpg
 

Roland Gätzschmann
ohne Titel (SW3)
2006
Wachs, Pigment, MDF / wax, pigment, MDF
ca. 153 x 272 cm / 60 1/4 x 107 inches

 
P5197034-1-2.jpg
 

Installation view
KölnSkulptur #6, Stiftung Skulpturenpark Köln
100
2011 
Stahl, Farbe / steel, paint
200 x 110 x 145 cm / 78 3/4 x 43 1/4 x 57 inches

 
2018.01.08_ak-Raum_Roland-Gaetzschmann.web.jpg
 

Roland Gätzschmann
ohne Titel (ak RAUM Edition)
2017 
Siebdruck auf Papier / silkscreen on paper
52.7 x 40.4 cm m.R. / 20 3/4 x 16 inches framed
10 + 2 AP

 
_2257288k2.jpg

Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
Kunsthalle Düsseldorf
2012
links: ohne Titel (RS3), 2011, Wachs, Pigment, MDF, 204 x 306 cm /
wax, pigment, MDF / 80 1/4 x 120 1/2 inches
rechts: ohne Titel (SW6), 2010, Wachs, Pigment, MDF, 204 x 306 cm /
wax, pigment, MDF / 80 1/4 x 120 1/2 inchesMitte: Summetria (2), 2011, Sperrholz, Farbe, ca.55 x 55 x 55 cm / plywood, paint / 21 3/4 x 21 3/4 x 21 3/4 inches

 

Exhibitions

 

synthethic level
Roland Gätzschmann
13.03.–24.04.2021

Roland_Gätzschmann_synthetik_level_Plakat_297x210.jpg

ak zeigt mit synthetic level Roland Gätzschmanns zweite Einzelausstellung der Galerie.
So unterschiedlich die Werke in Form und Material sind, so sehr eint sie der auf genauen Handlungsanweisungen fußende, gleichsam synthetische Entstehungsprozess.

Die Wandarbeiten aus je 48 Wachsplatten folgen beispielsweise jeweils einer mathematischen Logik, die oben links beginnt und den Wechsel zwischen weißen und farbigen Feldern in Leserichtung vorgibt. So startet eine Arbeit mit einem weißen Feld, es folgen zwei türkisfarbene, dann drei weiße und vier türkisfarbene; hier kommt immer ein Feld hinzu. In den anderen Arbeiten werden jeweils zwei oder vier Felder addiert oder die Feldanzahl wird um je eine Platte ergänzt und dies in beiden Farben. Die letzte Sequenz ist jeweils unvollständig; sie füllt die verbleibenden Leerstellen der Bildfläche vollständig auf, bricht dann aber mit Erreichen der Bildgrenze ab. 

Eine solche letzte, irreguläre Fehlstelle zeigt sich auch in den Polyedern, die Roland Gätzschmann am Computer berechnet und konstruiert und dann als lackierte Holzobjekte realisiert. Er geht hier im besten Sinne synthetisch vor, indem die Realisierung aus dem mathematischen Modell gewonnen wird, nicht etwa durch einen empirischen oder experimentellen Ansatz. Die Handlungsanweisung lautet, dass ein Polyeder aus unregelmäßigen Vielecken bestehen soll und alle Eckpunkte auf der Oberfläche einer Kugel liegen müssen. Mit dieser Konstruktionsvorgabe lassen sich schier endlose Versionen bilden, die jedoch immer mindestens eine offene Fläche haben. Anders lässt sich die Konstruktionsaufgabe zwar rechnerisch, nicht aber konstruktiv lösen; zumindest nicht, wenn alle Flächen als plane Ebenen gedacht werden. In synthetic level ist ein aus vier Polyedern zusammengesetzte, raumgreifende Skulptur zu sehen. In der Mitte verbinden sich je zwei Flächen zu einem festen Verbund und stellen zugleich den Kristallisations- und Ausgangs-punkt für die logisch aufeinander aufbauende Formentwicklung dar – body sequence.

Ein sequenzielles, binäres Formvokabular liegt auch den Papierarbeiten zugrunde: Gätzschmann baut sie aus sich kreuzenden weißen Diagonalen auf schwarzem Grund bzw. aus schwarzen kurzen Balken auf, die das gerasterte Papier konsequent mit einzelnen „X“ ausfüllen und so eine diagonale Gitterstruktur entwickeln. 

Mit den hier gezeigten Werken erreicht der Künstler das synthetic level, in dem die einzelnen Kompositionselemente zu immer neuen Entitäten zusammengesetzt werden. In der Dialektik erhebt die Synthese das Einzelne auf die Stufe des Allgemeinen und das Konkrete auf die Stufe des Abstrakten – das Vielfältige und Mannigfaltige wird zu einer Einheit, hier einem neuen Werk, zusammengefasst. Bei Gätzschmann entstehen ungegenständliche auf
mathematisch-geometrischen Grundlagen basierende Werke, mit denen er an die Ideen der konkreten Kunst des 20. Jahrhunderts anknüpft. 

Binäre Elemente, Synthese und Berechnung, die von jede*r exakten Handwerker*in oder auch maschinell umgesetzt werden könnten, bleiben dabei stets künstlerische Handarbeit; wie die Restmengen der Wandarbeiten oder Fehlstellen der Polyeder zeigen sich die Oberflächen der Wabenstrukturen aus Wachs individuell und graduell unterschiedlich; bei den Papierarbeiten werden bei genauer Betrachtung die je leicht abweichende Neigung der Diagonalen plötzlich sehr deutlich. 

Synthetic level ist bei aller Neutralität und wissenschaftlich, mathematischer, aber auch philosophischer Herangehensweise immer auch ein Spiel mit Gegensätzen und Normen, Dualität und Individualität, scheinbarer Klarheit und subtilem Changieren von Formen, Farben, Oberflächen und Materialien. Das artistic level wird dabei nicht negiert, sondern subtil integriert.


Text: Friederike Schuler
Fotos: Mareike Tocha

 

compute
Roland Gätzschmann
12.01.2018-17.02.2018

Roland_Gaetzschmann_Plakat_297x210.jpg

Alle Polyeder erfüllen die Voraussetzung, dass ihre Eckpunkte die Oberfläche
einer Kugel berühren. […] Eine Fläche bleibt offen, weil ihre Punkte nicht auf
einer gemeinsamen Ebene liegen.
Roland Gätzschmann

So lautet die selbst auferlegte Handlungsanweisung und die daraus entstehende Herausforderung für die Erstellung seiner geometrischen Objekte, denen Roland Gätzschmann ein Archiv in Form eines Buches gewidmet hat. In dieser Sammlung aus Polyedern sind die einzelnen Flächen einer realen Skulptur entsprechend ihren Verhältnissen nach abgedruckt. Beim Durchblättern der Seiten können die Vielecke anhand des tatsächlichen Gangs um die Skulptur somit nachvollzogen werden.

Gleich zu Beginn der Ausstellung stößt man auf on / off, einem Doppelpolyeder, den der Künstler aus zwei Polyedern zusammengesetzt und direkt auf den Boden platziert hat. Durch die silber glänzende Oberfläche wird das Licht in verschiedenen Stufen gebrochen und somit erhält der Körper eine eigene Dynamik, die den Betrachter dazu anleitet um die Skulptur herumzuschreiten. Die metallene Farbe ist zeitlos und unbestimmt, in ihr spiegelt sich die Umgebung gedämpft wieder. Durch die Platzierung auf dem Boden wirkt das Objekt wie ein Rudiment aus einer anderen Zeit – unklar ob aus einer vergangenen oder noch kommenden Zeit.

Der Blick auf eine Seite des Polyeders erlaubt keine Rückschlüsse auf den Rest des Objektes. Angenommen man würde den Vorgang der Anfügung von weiteren Polyedern fortführen, würde ein unendlicher Raum aus Polyedern entstehen. Diese Reminiszenz an das Vervielfältigen ist alles andere als willkürlich für Gätzschmann. Die Fortsetzung der im letzten Jahrhundert entwickelten Ideen des Seriellen in der Kunst, die auch aus der Möglichkeit neuer Techniken entstanden, wird hier mit dem Bezug zu gegenwärtigen technischen Hilfsmitteln konsequent fortgeführt beziehungsweise hinterfragt. Beispielsweise ist es mit Hilfe von Computerprogrammen möglich komplexe geometrische Formen zu entwerfen. Solche Programme verwendet der Künstler bei der Erstellung seiner Figuren, allerdings ist dabei die Schaffung von etwas perfekt Errechnetem zweitrangig; im Vordergrund steht vielmehr der Entstehungsprozess.

Die Auseinandersetzung mit dem Seriellen führt sich in der Wandarbeit black cloud fort. Der Künstler entwickelt ein wabenartiges Gitter, das sich endlos fortsetzen lassen würde. Doch wer genau hinschaut erkennt Störungen beziehungsweise Unregelmäßigkeiten in diesem System. Der Ausstellungstitel könnte als eine Fußnote zu dem Anfang der 90er aufgekommenen Anwendung des „soft computing“, die in der Forschung sowohl zur Vereinfachung von Modellen beigetragen als auch neue Wege der Computersimulation realer Systeme eröffnet hat, gelesen werden. Das Spiel mit der Annäherung an das Perfekte zieht sich durch die gesamten Arbeiten von Gätzschmann fort. Mit der Wandarbeit, die wie eine Tapete auf der Wand angebracht wurde, verschwimmen die Grenzen zwischen vermeintlich perfektem Muster und absichtlich generiertem Fehler.

So auch bei den drei Wachsarbeiten ohne Titel (SW10), ohne Titel (SW11), ohne Titel (SW12), die eine ähnliche Gitterstruktur aufweisen. Die Werke bestehen aus einzelnen Platten auf denen ein aus Pigmenten eingefärbter Wachsabguss aufgebracht ist. Diese Platten sind einzeln an die Wand montiert und bleiben unabhängig bestehen. Die Anordnung der zweifarbigen Platten geschieht nicht beliebig, auch hier befolgt der Künstler eine Handlungsanweisung. Bei den Abgüssen handelt es sich nicht um perfekte, identische Reproduktionen einer vorhandenen Form vielmehr beeinflusst der Zufall das Resultat.

Auch in seinen Videoarbeiten beschäftigt sich Roland Gätzschmann mit dem Quadrat, dem Pixel als kleinste Einheit des Bildschirms. Der Künstler spielt verschiedene Varianten am Bildschirm durch, ähnlich verschiedener Szeniarien scheint der Bildschirm abgetastet zu werden. Auch mit diesem Medium nähert sich der Künstler der Fragestellung nach einem Ideal.

Text: Sabine Halver
Fotos: Mareike Tocha

 

Vita

 

Roland Gätzschmann

*1979 in Augsburg, lebt und arbeitet in Köln

2000 – 2006 / Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Hubert Kiecol und Prof. Rosemarie Trockel

Preise und Stipendien

2013 / Projektstipendium der Kunststiftung NRW

2008 bis 2010 / Karl Schmidt-Rottluff Stipendium

2007 / dHCS Stipendium

2006 / ADO Kunstpreis

2005 / Peter Mertes Stipendium

Einzelausstellungen (Auswahl)

2019 / Roland Gätzschmann & Christina Kramer, Galerie artbooksaar, Homburg

2018 / compute, ak RAUM, Köln

2016 / soft algorithm, KM, Berlin

2015 / Anna Schmitt zeigt, mit Christina Kramer, Kunstraum Anna Schmitt, Düsseldorf

2014 / automata, KM, Berlin

2012 / borderland, KM, Berlin

2010 / Barock / Sox, Berlin
Einzelschritt, Kunstverein Koelnberg, Köln

2009 / superposition, mit Nathaniel Rackowe, Galerie Duve, Berlin

2008 / 1/x, Ausstellungsraum Zimmerstraße, Düsseldorf

2006 / Peter Mertes Stipendium 2005, mit Gerda Scheepers, Bonner Kunstverein

2005 / Kurs halten, Steuermann, Simultanhalle Köln

2004 / cotton rock and bone, mit Gerda Scheepers, Projektraum Panzer, Köln

2003 / Immer die beiden Anderen, mit Robert Elfgen, Neue Bügelei, Wuppertal

Gruppenausstellungen (Auswahl)

2019 / wer kann, der soll, Salon Schmitz, Köln

2018 / open_pub_lications, plain room, Düsseldorf

2017 / talisman, by edition furor, book launch, exhibition, Wien, Moskau
five years changing & growing, KM, Berlin

2016 / Papay Gyro Nights Art Festival, Hong Kong

2015 / Die Grosse Kunstausstellung 2015, Museum Kunstpalast, Düsseldorf

2014 / art cologne, Köln
structures form layers forms layer structures layers structure forms, KM, Berlin
Die Artotheken aus NRW, Landtag Nordrhein Westfalen, Düsseldorf

2013 / Stelldichein, Bruch & Dallas, Köln
Ergebnisse des Wettbewerbes Kunst am Bau, Bundesministerium
für Bildung und Forschung, Berlin
67. Internationale, Bergische Kunstausstellung, Kunstmuseum Solingen
Von Wanderern, Wilderern & Dilettanten, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen

2012 / Karl Schmidt Rottluff Stipendium, Kunsthalle Düsseldorf
changing & growing, KM, Berlin

2011 / KölnSkulptur #6, Stiftung Skulpturenpark Köln

2010 / Was das Viereck heute noch ist: Abstraktion der Abstraktion,
European Fine Art, Berlin
the rest is history, Mike Potter Projects, Berlin

2009 / art Brussels, Brüssel
basic, Ausstellungsraum estemp, Düsseldorf
dHCS-Abschlussausstellung, Ateliers Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen

2007 / Skulpturen im Park, Schloss Krickenbeck, Nettetal
ADO-Kunstpreis 2006, Gut Altenkamp, Papenburg
dc, Düsseldorf
about: blank, Galerie Konrad Fischer, Düsseldorf

2006 / Neuerwerbungen der Artothek, Bonner Kunstverein
terrain vague, Bonner Kunstverein
Jamboree, Möma, Mönchengladbach
Das letzte Wort der Kunst, Kunsthalle Düsseldorf

2004 / run spaces international, Galerie der Hochschule für bildende Künste Hamburg

2003 / Immer die beiden Anderen, Neue Bügelei, Wuppertal

2002 / Klasse Trockel, Kunstverein Gelsenkirchen