Manuela Leinhoß

 
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Manuela Leinhoß
full new moon
2018
Holz, Modelliermasse, Acrylfarbe / wood, modelling clay, acrylic paint
56 x 56 x 32 cm / 22 x 22 x 12 1/2 inches
Photo: Manuela Leinhoß

 
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Manuela Leinhoß
allesistversehrt
2014
Holz, Metall, Gibs, Acrylfarbe, Lack / wood, metal, plaster dressing,
acrylic paint, lacquer
73.5 x 60 x 23 cm / 29 x 23 1/4 x 9 inches
Photo: Manuela Leinhoß

 
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installation view
WOMEN FOOD AND GOD,
Kunstverein Nürnberg, 2016
Photo: Manuela Leinhoß

 
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installation view
Renaissance Exhibition
2018
ak RAUM
Photo: Mareike Tocha

 
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Manuela Leinhoß
Become
2008
Terrakotta, Pappmaché, Gips, Modelliermasse, Holz, Kaseinfarbe, Acrylfarbe, Lack /
terra-cotta, papier mâché, plaster, modelling clay, wood, casein paint,
acrylic paint, lacquer
40 x 52 x 34 cm / 15 3/4 x 20 1/2 x 13 1/2 inches
Photo: Manuela Leinhoß

 
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Manuela Leinhoß
Public Metal Health
2014
Metall, Holz, Plexiglas, Dispersionsfarbe, Acrylfarbe, Lack /
metal, wood, perspex, emulsion paint, acrylic paint, lacquer
46 x 38 x 49.5 cm / 18 x 15 x 19 1/2 inches
Photo: Manuela Leinhoß

 
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Manuela Leinhoß
Child of Mine
2016
Holz, Spiegel, Acrylfarbe, Lack / wood, mirror, acrylic paint, lacquer
111 x 39 x 28 cm / 43 3/4 x 15 1/4 x 11 inches
Photo: Manuela Leinhoß

 
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Manuela Leinhoß
my body is a battleground
2015
Holz, Pappmaché, Fundstück, Acrylfarbe, Lack / wood, papier mâché,
found object,acrylic paint, lacquer
146 x 54 x 24 cm / 57 1/2 x 21 1/4 x 9 1/2 inches
Photo: Manuela Leinhoß

 

Exhibitions

 

MITGIFT
Manuela Leinhoß
05.09.2020 – 17.10.2020

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Mitgift

Eine Frau läuft die Brandung entlang. Rhythmisch vermischen sich feiner Sand und Salzwasser auf immer unterschiedliche Weise. Es ist eine Urlandschaft, in der sie schreitet. Sie sieht gleichförmig aus und ist doch mit jedem Schritt anders. Die Wellen haben einen Korb an den Strand gespült. Ein Korb, der einer Wiege ähnelt - aus geflochtenen, schlanken Zweigen. Diane nimmt den Korb mit nach Hause und beginnt dort, ihn zu reparieren. Fast automatisch, wie von Geisterhand getrieben und ohne dass sie jemals zuvor so etwas gemacht hatte, schlingen ihre Hände die Zweige umeinander und flicken das gerissene Gewebe. Danach lässt sie der Korb nicht (mehr) los. Seine Anwesenheit bringt ihr geordnetes Leben durcheinander. Dianes Versuche, das unheimliche Ding zu domestizieren, indem sie es beispielsweise in eine Blumenvase umfunktioniert, können den Spuk nicht abwenden. Schließlich bringt sie ihn dorthin zurück, wo sie ihn gefunden hat und verbrennt ihn. Ist die Unruhe bezwungen?

In der Erzählung „The Terrors of Basket-Weaving“ [1981]  kombiniert Patricia Highsmith auf verführerisch elegante Weise Symbole (Wasser, Sand, Feuer, Apfel) und psychische Stimmungen (Glück, Stolz, Besessenheit, Angst) zu einer Allegorie des künstlerischen Schaffens. Ihre Hauptfigur Diane ist benannt nach Diana, Göttin der Jagd und Geburtshilfe,
Grenzgängerin zwischen Wildnis und Zivilisation. Der Korb, den sie findet, wird als primitiv
anmutendes Objekt beschrieben, das von ihr mit Zweigen eines Apfelbaumes „geheilt“ wird. Kontrastiert wird das archaisch Wirkende mit der Lässigkeit und Dekadenz der New Yorker Werbewelt, ihren Drinks und Partys. Auf unheimliche Weise dringt der Korb in diese, Dianes vertraute Welt ein und setzt mystische Kräfte frei. Das Flechten des Korbes kommt einer rituellen Handlung gleich.

In ihrer künstlerischen Arbeit formt und stellt Manuela Leinhoß Objekte zueinander, die wie Dianes Korb die eigene Ambivalenz und Abgründigkeit erahnen lassen. Metamorphose ist ein Schlüsselthema in Leinhoß‘ Werk. Meisterhaft inszeniert sie Bewegung und Prozesshaftigkeit innerhalb statischer Ensembles, die häufig aus gefundenen und selbstgemachten Objekten bestehen. Eine bedeutende Rolle kommt hierbei organisch geformten Faltenwürfen aus Pappmaché oder Gips zu. Wie bei den flatternden Gewändern von Nymphen oder
antiken Göttinnen suggerieren die fragmentierten Falten gestische Erregungen und verweisen auf eine abwesende Körperlichkeit. 

Es entsteht eine „Dynamografie“ (Aby Warburg), die die Betrachter*in mitnimmt und bewegt.
„Mitgift“ – Schenken als Handlung von einem zum anderen. Das Weiterreichen (eines
Objekts) setzt einen Deutungsprozess in Kraft. Wie eine Zauberformel durchdringt das Wort „Mitgift“ die surrealen Ensembles: Wer beschenkt hier wen? Oder weist der Begriff in
Analogie zur Highsmith-Erzählung auf Leinhoß‘ eigene vielschichtige Poetologie?  

Nach „Renaissance“ (frz.: Wiedergeburt) ist „Mitgift“ Manuelas Leinhoß‘ zweite Ausstellung
im ak-RAUM. Beide Titel reflektieren die ausgestellten Werke nicht im wörtlichen Sinn und teilen sich doch in eigentümlicher Weise mit: Als Betrachterin führen sie mich in etwas
Überirdisches und verleihen den Werken ein inneres Leuchten. 

TEXT: Marjorie Jongbloed

PHOTOS: Mareike Tocha

 

Renaissance
Manuela Leinhoß
16.06.2018-28.07.2018

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In den Arbeiten von Manuela Leinhoß tauchen manchmal Fundstücke auf, erscheinen als Boten einer konkreten Realität wie die auf dem Einladungsposter abgebildete Schaufel etwa, die die Künstlerin auf dem Bauernhof gefunden hat, auf dem sie bis vor kurzem lebte. Vorm Abfall bewahrt hat Leinhoß sie auf ein Laken gebettet und das Abgewrackte des ausgedienten Alltagsgegenstands zärtlich konterkariert. Ist hier eine archäologische Kostbarkeit zu sehen? Oder hat dies nicht vielmehr eine sehr körperliche Qualität? Mutet
die Schaufel nicht auch wie eine Wärmflasche aus Stahl an? Was birgt sie, was liegt noch im Verborgenen? Vielen von Leinhoß‘ Skulpturen ist eine komplexe Anmutung eigen: Sie wirken einerseits berührend und vertraut, zugleich aber befremdlich und mystisch – wie „Speicher subtiler Energie, Pforten zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt“. Die Grenzen zwischen Innen und Außen, Imagination und Realität, Kunst und Leben scheinen aufgelöst.

Renaissance – auch der Ausstellungstitel überbrückt eine Doppelläufigkeit. Im Rückblick vollzieht sich der Akt der Wiedergeburt. So wird eine Epoche des Umbruchs erlebt, der Übergang hin zu einer neuen Zeit, die sich jedoch noch nicht wirklich fassen und greifen lässt. Es geht um die Ablösung von Vergangenem, um sich neu erwachendem Leben zuzuwenden. In „The teaches of beaches“ liegt der Arm der Künstlerin noch reglos auf der Konstruktion, im Ensemble der Objekte aber vollzieht sich der Prozess der Vitalisierung. Dieses „Tableau vivant“ verdankt seine Intensität einem Miteinander von sinnlichen, robusten, fragilen, kontrollierten, zufälligen, geheimnisvollen und grotesken Elementen. Gelingt im Arrangement der Dinge die Wiedergeburt? In Motiven wie Fenstern und Schwellen, wie von Geisterhand bewegten und eingefrorenen Tüchern und Schleiern
(etwa in „full new moon“ oder „break dance“) bleibt die Ungewissheit präsent. Neu sind
die ländlichen Motive in Leinhoß‘ Werk:. Felderde, Garten, Schaufel. Formal viel abstrakter, aber assoziierbar bohren sich spitze ZInken in eine Seite der Plastik „Renaissance“.

Leinhoß‘ Formensprache ist persönlich, ihre Konstruktionen wirken eigentümlich. Miteinander entfalten sie eine geradezu magische Atmosphäre zwischen abstraktem Interieur und Landschaft, einen – wie es bei Rainer Maria Rilke heißt - Ort „zwischen Tag und Traum“.

TEXT: Vicky Kornas

PHOTOS: Mareike Tocha

 
 

Vita

 

Manuela Leinhoß

*1973 in Meerane, Deutschland

lebt und arbeitet in der Nähe von Köln

Studium der Philosophie und Philologie an der Universität zu Köln

Einzelausstellungen (Auswahl)

2020 / Mitgift, ak RAUM, Köln

2018 / Renaissance, ak RAUM, Köln

2016 / Woman Food And God, Kunstverein Nürnberg

2013 / Like a Human Being, RaebervonStenglin, Zürich

2010 / Beautiful my desire, RaebervonStenglin, Zürich
V e r t i e f e n, Galerie Micky Schubert, Berlin

2008 / Roadmaps And Diaries, Liste 08, Basel

2007 / StieІ Fallend Lauter Welten An Und Hörte Auf Zu Wissen,
Galerie Micky Schubert, Berlin

Gruppenausstellungen (Auswahl)

2019 / The Value of Flowers, mit Daniel Kiss, Carola Uehlken, Adriano Costa, Köln

2016 / Geographies of Dust and Air, Mary Mary Gallery, Glasgow

2015 / Can’t Hug Every Cat, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berlin

2014 / Don‘t you feel me, Micky Schubert, Berlin
FEVER THREAD, 1857, Oslo

2013 / Triennale Kleinplastik - Utopie beginnt im Kleinen, Fellbach

2011 / Private/Corporate VI, Daimler Contemporary, Berlin

2010 / Woodman, Woodman, Spare That Tree, Galerie Micky Schubert,
Galerie Lüttgenmeijer, Berlin
The Berlin Box, kuratiert von Friederike Nymphius, CCA Andratx, Mallorca
Lydia Gifford, Manuela Leinhoß, Laura Riboli, Laura Bartlett Gallery, London
Winter in America, Tanja Pol, München

2009 / def - drafts establishing future, Akademie der Künste, Berlin
A4 Show, Salon Chanel, Berlin
Collaboration, curated by Gernot Wieland, Autocenter, Berlin
Ausstellung der Beiträge im Wettbewerb „Denkmal für die Opfer
der NS-MilitКrjustiz“, NS-Dokumentationszentrum, Köln
Prose pour des Esseintes, Karma International, Zürich

2008 / Movements, Galerie Andreas Huber, Wien
Rooms look back, Kunsthalle Basel
Marieta Chirulescu, Manuela Leinhoß, Dicksmith Gallery, London
o.T. (Kaffeesatzlesen/Die Schrecken des Korbflechtens), Performance mit
Thea Djordjadze und Thea Gvetadze, kuratiert von Karma International,
Kunsthalle Zürich, Zürich
Nr. 33, Bar Ornella, Köln
The Skat Players, Vilma Gold Gallery, London

2007 / Jahresgaben der Atelierstipendiaten, Kölnischer Kunstverein, Köln
Pure Self Expression, Kölnischer Kunstverein, Köln
Open Space, Art Cologne, Köln
Ich glaube, das habe ich noch nie im Kino gesehen, dass wir den Helden, gebrochen
oder nicht, verlassen, während er fällt. Insert 1: who, Kunstverein in Hamburg,
Hamburg
Rats live on no evil star, Golden Pudel Club, Hamburg

2006 / I Could Chair This Dance, Simultanhalle, Köln
For one‘s own, A temporary sculpture in public space, „Junge Nacht der Kunst“ im
Museum Ludwig, Köln

2004 / Auf dem Berlich, kuratiert von Silke Bauer, Auf dem Berlich, Köln
Perfor Manzen, Galerie Nomadenoase, Golden Pudel Club, Hamburg

STIPENDIEN

2007-2009 / Atelierstipendium der Kölnischen Kunstvereins und der Imhoff-Stiftung

2008 / Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW

PUBLIKATIONEN

2008 / A formal feeling comes, Manuela Leinhoß, Galerie Micky Schubert, Berlin